Schlacht auf dem Amselfeld (1389)

Schlacht auf dem Amselfeld
Teil von: Türkenkriege

Russische Miniatur aus der Illustrierten Chronik Iwans IV. (Лицевой летописный свод), 1568–1576
Datum 15. Juni 1389
Ort bei Pristina
Ausgang Kein eindeutiger Sieger. Beide Seiten verloren ihren Staatsführer.
Konfliktparteien

Serbische, bosnische und albanische Fürstentümer[1]

Osmanisches Reich

Befehlshaber

Coat of arms of Moravian Serbia Fürst Lazar Hrebeljanović
Coat of arms of Branković family (small) Vuk Branković
Coat of arms of Kingdom of Bosnia Vlatko Vuković
Theodor II. Muzaka

Sultan Murad I.
Bayezid I.
Yakub

Truppenstärke

15.000–25.000 Mann

30.000–40.000 Mann

Verluste

unbekannt

unbekannt

Die Schlacht auf dem Amselfeld (serbokroatisch Битка на Косову Bitka na Kosovu, türkisch Kosova Meydan Muharebesi) fand am 15. Juni 1389 auf dem Amselfeld unweit Priština am Flusslauf des Lab im heutigen Kosovo statt. Das serbische Koalitionsheer unter der Führung des Fürsten Lazar Hrebeljanović sowie Vuk Brankovićs wurde durch eine Armee des mit Lazar verbündeten bosnischen Königs Tvrtko I. unter dem Woiwoden Vlatko Vuković verstärkt. Ihnen gegenüber stand das osmanische Heer unter Sultan Murad I. und dessen Söhnen Bayezid I. und Yakub.[2]

Der Konflikt entstand aus dem offensiven Vorgehen der Osmanen gegen die verbliebenen unabhängigen christlichen Reiche auf der Balkanhalbinsel. Murad I. versuchte, die serbischen Fürstentümer der Oberhoheit des Osmanischen Reiches zu unterwerfen. Damit wäre das letzte Hindernis zur Übernahme des Byzantinischen Reiches mit dessen Hauptstadt Konstantinopel beseitigt gewesen.[3]

Die Schlacht, in der die Anführer beider Streitmächte fielen, endete ohne eindeutigen Sieger. Im Ergebnis war aber der Widerstand der serbischen Fürsten gegen die osmanische Expansion in den nachfolgenden Jahren entscheidend geschwächt.[4] Serbische Verbündete, wie das Fürstentum der Lazarevići, mussten die Oberhoheit und Vorherrschaft der Osmanen anerkennen, der sich einzig Vuk Branković als Fürst auf dem Territorium des heutigen Kosovo auch nach der Schlacht widersetzte.[5] Bei den Verhandlungen einer Friedensregelung zwischen Fürstin Milica und Sultan Bayezid musste dadurch auch die jüngste Tochter Lazars, Olivera Despina, als Tribut in den Sultans-Harem nach Bursa übergeben werden.[6][7]

Obwohl das Byzantinische Reich nicht an der Schlacht beteiligt war, schied es durch die Schwächung der serbischen Verbündeten und deren Anerkennung der Oberhoheit der Osmanen endgültig als Machtfaktor in Südosteuropa aus. Byzanz wandte sich Rom zu, um mit der Unterstützung des christlichen Europas die endgültige Unterwerfung Konstantinopels abzuwenden.

Das Ereignis wurde in der Überlieferung schon bald durch Prozesse der Legendenbildung in Volksdichtung sowie insbesondere in der Rezeption der serbisch-orthodoxen Kirche im Amselfeld-Kult in einer stark mythologisierten Form weitergegeben. Im Genre der über Jahrhunderte von Guslaren in Begleitung der Gusle oral überlieferten Kosovo-Epen formten sich in der Abwandlung von zeitgenössischen Chroniken und Historiographien in den Volksüberlieferungen die Leitthemen des Martyriums Lazars, dem Verrat Vuk Brankovićs und der Heldentat Miloš Obilićs zum Nationalmythos Serbiens (Legende vom AmselfeldPriča o boju kosovskom), in dem die Illusion eines türkischen Sieges, durch ökonomischen und militärischen Antrieb die Balkanhalbinsel dem Einfluss des Osmanischen Reiches zu unterwerfen, bald durch die historische Realität verwirklicht wurde.[8][9][10] Jedoch ist die Meinung, das Serbische Reich wäre auf dem Amselfeld untergegangen, fundamental falsch,[6] da der Staat auch danach für weitere sieben Jahrzehnte bestand und dabei sowohl ökonomisch wie auch kulturell wiederauflebte.[6][11]

Der am 15. Junijul. / 28. Junigreg. in Serbien gefeierte Vidovdan ist der Gedenktag der Schlacht. Der in der Schlacht gefallene Fürst Lazar wurde schon 1390 oder 1391 heiliggesprochen und ist einer der wichtigsten Heiligen der serbisch-orthodoxen Kirche. Seine Gebeine befinden sich heute in seinem Mausoleum, dem Kloster Ravanica.

  1. Dittmar Dahlmann, Wilfried Potthoff: Mythen, Symbole und Rituale: die Geschichtsmächtigkeit der Zeichen in Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. (=Heidelberger Publikationen zur Slavistik Band 14, Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-631-35511-4, S. 137).
  2. Dušan Bataković: Kosovo chronicals. The Age of Ascent. Belgrad 1992 (englisch, org.yu [abgerufen am 2. Februar 2013]).
  3. Ljubomir Maksimović: Visantija i Turci od Maričke do Kosovske bitke (1371–1389). In: Glas, Odeljenje istorijskih nauka. Nr. 9. serbische Akademie der Künste, Belgrad 1996, S. 33–46.
  4. Sima Ćirković 2005: The Serbs. The Peoples of Europe, Blackwell, Oxford, ISBN 0-631-20471-7, S. 85.
  5. Momčilo Spremčić: Vuk Branković i Kosovska bitka. In: Glas, Odeljenje istorijskih nauka. Nr. 9. serbische Akademie der Künste, Belgrad 1996, S. 85–108.
  6. a b c Sima Ćirković 2005, S. 85.
  7. Svetozar Koljević 1980: The Epic in the Making. Clarendon, Oxford, S. 154.
  8. Jelka Ređep: Žitije Kneza Lazara. Prometej, Novi Sad 2010.
  9. Jelka Ređep: The Legend of Kosovo. In: Oral Tradition. Band 6, Nr. 2, 1991, S. 253–265 (englisch, oraltradition.org [PDF; abgerufen am 2. Februar 2013]). The Legend of Kosovo (Memento vom 24. Juni 2008 im Internet Archive)
  10. Svetozar Koljević 1980: The Epic in the Making. Clarendon, Oxford, S. 153.
  11. John K. Knox: The History of Serbia. Hrsg.: Frank W. Thackeray, John E. Findling. Greenwood Press, Westport, Connecticut/London 2002, ISBN 0-313-31290-7, S. 31.

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